Tunnel Neckargemünd
Deutschland-Premiere
Verfahrbarer Schalwagen für bergmännischen Tunnel
Die Umgehung der Kernstadt von Neckargemünd ist das umfangreichste Projekt an einer Kreisstraße in der Geschichte des Rhein-Neckar-Kreises – seit 1999 wird hier gearbeitet. Von Rainbach kommend soll die K 4200 den Verkehr aus der historischen Altstadt von Neckargemünd aufnehmen und an die B 45 übergeben. Der Tunnel durch den Hollmuthberg und unter der Wiesenbacher Straße hindurch ist das in bautechnischer Hinsicht anspruchsvollste Teilstück des ehrgeizigen Straßenbauprojekts.
Der Tunnel teilt sich in einen im Westen liegenden ca. 200 Meter langen bergmännischen Abschnitt und in einen im Osten liegenden etwa gleich langen Abschnitt in offener Bauweise. Der bergmännische Tunnelabschnitt liegt zu 2/3 im festen Sandstein und zu 1/3 im weniger standfesten Lockergestein. Er unterquert mit geringer Überdeckung den Randbereich der Kernstadtzone von Neckargemünd. Gebaut wurde wegen der geologischen Bedingungen von beiden Seiten.
Ausbruch- und Sicherungsarbeiten
Im Westen musste das feste Gestein mittels eines Sprengvortriebes gelöst werden. Im Osten galt es, wegen des dort vorhandenen Lockergesteins und der vorhandenen Bebauung, den Tunnelbau äußerst setzungsarm vorzutreiben. Bevor hier mit dem Bau des eigentlichen Tunnels begonnen werden konnte, wurden zwei Rohrvortriebe von der bergmännischen Anschlagwand bis zum Fels vorgetrieben. Sie dienten u.a. dazu, der späteren Tunnelschale ein festes Auflager zu bieten. Erst danach wurde der Tunnelquerschnitt etappenweise ausgebrochen und mit Spritzbeton vorläufig gesichert.
Selbstfahrender NOEtec Schalwagen
Zur Erstellung der endgültigen Tunnelschale hatte das
ausführende Bauunternehmen, die Firma Baresel aus Stuttgart,
gemeinsam mit dem technischen Büro von NOE den ersten
selbstfahrenden NOEtec Schalwagen für einen Tunnelbau im
bergmännischen Verfahren konzipiert. Sein Aufbau erfolgte mit
Elementen aus dem Systembaukasten von NOEtec. Gegenüber einem
konventionellen Stahl-Schalwagen lässt sich die Aufbau- und
Montagezeit um ca. 50 % reduzieren. Dies bringt zusätzlichen Gewinn
für die Baustellenlogistik und reduziert die Kosten um ca. 50
%.
Der NOEtec Baukasten besteht aus nur wenigen Systemteilen
– Träger, Streben, Verbindungsschlösser und Bolzen – die sich
im Handumdrehen montieren lassen. Das äußerst flexible System
bietet für (fast) alle Schalaufgaben im Ingenieurbau eine
wirtschaftliche Lösung.
Prototyp aus dem Systembaukasten
Der für eine Taktlänge von 10 Metern konzipierte NOEtec
Schalwagen läuft – aufgrund der unterschiedlichen Sohlgeometrien –
auf den Banketten. Hierzu wurde eine zusätzliche
Fahrwerksunterkonstruktion erforderlich. Das Fahrwerk selbst ist
mit Elektromotoren ausgestattet, mithilfe derer sich die
Konstruktion als Ganzes zeitsparend und vor allem sicher verfahren
lässt.
Das darauf aufbauende Traggerüst aus NOEtec Trägern ist so
ausgelegt, dass alle Last in die Bankette abgetragen wird. Der 12
Meter lange Schalwagen ist so konstruiert, dass zum problemlosen
Reinigen die Schalelemente seitlich und oben um jeweils 50
Zentimeter zurückgefahren werden können – ein ausschlaggebendes
Argument für den Einsatz bei der Untertunnelung des
Hollmuthbergs.
Maßgeschneidertes Konzept überzeugt
Noch sind die Arbeiten im Gang. Mithilfe des selbstfahrenden
NOEtec Schalwagens können pro Woche problemlos zwischen zwei und
drei Takte gefahren werden, sodass die 24 Takte nach kaum mehr als
drei Monaten betoniert und die Tunnelschale im geplanten Zeitraum
fertig gestellt sein wird.
Dass man bei Baresel mit dem NOEtec Schalwagen gut und auch gerne
arbeitet zeigt die Tatsache, dass das Bauunternehmen bereits bei
Folgeprojekten mit den NOEtec Schalwagen plant. Die NOEtec
Trägerschalung für den Ingenieurbau ist so flexibel, dass ein
späterer Umbau auf andere Tunnel-Querschnitte jederzeit problemlos
möglich ist.